Le gros orteil – Eine surrealistische Reise in die Welten des großen Zehs | #Waltherssplitter

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Kunst / Literatur

Der große Zeh. Ein wohl selten beachteter Teil des Körpers. Dennoch der Teil, der dem Menschen im Laufe der Evolution den aufrechten Gang ermöglichte! Wer Lust hat, sich auf eine literarische Reise des Nachdenkens über diesen Zeh zu begeben, ist mit Le gros orteil – Der große Zeh bestens bedient. Denn mit Georges Bataille lässt es sich wunderbar über das Wesen des großen Zehs sinnieren. Unterlegt ist der kurze Essay mit drei Fotografien – Nahaufnahmen zweier männlicher Zehen und die eines weiblichen.

Auch in der zeitgenössischen Version des Foto-Essays über den großen Zeh von 1929 waren diese Fotografien enthalten. Damals erschien der Text in der von Georges Bataille persönlich herausgegebenen Zeitschrift Documents, das Pendant zur La Révolution Surréaliste (später Le Surréalisme au service de la révolution), die vom Kopf der surrealistischen Gruppe André Breton herausgegeben wurde. Georges Bataille fühlte sich den Surrealisten stets verbunden, Breton ihm offenkundig nicht so sehr. Documents wurde generell eher von den Abweichlern der Surrealisten-Gruppe betrieben und bildete ein weitaus weniger dogmatisches Gegenstück zu den von Breton geleiteten Zeitschriften.

Es lassen sich in dieser Ausgabe weitere, zahlreiche Werke namhafter Künstler des Surrealismus bewundern – so wurden auch die bereits erwähnten Fotografien der drei großen Zehen vom surrealistischen Fotografen Jaques-André Boiffard aufgenommen. Weitere Künstler, die in diesem Zusammenhang auftauchen sind Man Ray, Max Ernst, Salvador Dalí und einige mehr.  So lässt sich der Essay wunderbar in das Zeichen seiner Zeit verorten. Aufgrund der Größe der DIN-A6-formatigen Ausgabe sind die Fotografien leider recht klein gehalten und gepresst, dennoch absolut ausreichend.

Die Herausgeberin Valeska Bertoncini macht mit ihrer ausgezeichneten Übersetzung den Text erstmals auf Deutsch zugänglich. Insgesamt handelt es sich um eine wunderbar recherchierte Ausgabe. Die Anmerkungen, Abbildungen und das Nachwort runden das Werk ab und geben zugleich Hintergrundinformationen und Querverweise.

Möglich macht all dies der blauwerke Verlag, der den Text als seinen ersten Splitter vorlegt. Er erscheint als geheftete Broschüre, zweisprachig, 86 Seiten, zahlreiche Abbildungen.

Wer einen Einblick in die literarischen Gefilde des Surrealismus eines Georges Bataille bekommen möchte und dennoch nicht auf Anschauungsmaterial verzichten mag, dem sei dringend zu du dieser Ausgabe geraten!

Weitere Informationen über den Verlag können dem hier bereits erschienen Artikel entnommen werden, ansonsten ist ein Besuch der Website des Verlages äußerst aufschlussreich.

Titelbild: © blauwerke Verlag

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