Topografische Erkundungen | #Walthersdocumenta

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documenta 14 / Kunst

Weißer Rauch steigt über dem Fridericianum in Kassel auf, zeitgleich wird heute in Athen die 14. documenta eröffnet. Es ist ein Novum innerhalb der documenta-Geschichte, mit welchem der künstlerische Leiter Adam Szymczyk die Kunstwelt überraschte. Zum ersten Mal findet die Kunstschau nicht ausschließlich in Kassel statt, sondern bekommt mit Athen einen gleichwertigen Ausstellungsort an die Seite gestellt. 160 Künstler werden in Kassel und Athen in 163 Tagen ihre Werke präsentieren.

Dass es sich bei Athen nicht um einen zufällig ausgewählten Spielort handelt wird mit Blick auf die jüngste und die älteste Vergangenheit der Stadt schnell deutlich. Neben der Heimat großer Dichter und Denker ist Athen auch eine von der Finanzkrise und Flüchtlingswelle zerrüttete Gesellschaft. Dass diese aktuellen Entwicklungen nicht am Kuratorenteam der documenta 14 vorbeigegangen sind, ist in der Ausstellung deutlich zu spüren. Wie auf der Pressekonferenz deutlich gemacht wurde, soll es sich jedoch nicht um eine Kunstausstellung zur aktuellen Lage Griechenlands handeln, sondern darüber hinausgehen. So fragt die aktuelle documenta danach wie innerhalb unseres neoliberalen Systems eine solche Großveranstaltung eine kritische Haltung einnehmen kann.

Unter den Hauptspielorten in Athen befindet sich das EMST, ein ehemaliges Brauereigebäude, das vor wenigen Jahren zu einem staatlichen Museum umgebaut wurde, jedoch im Zuge der Finanzkrise und des damit zusammenhängenden Sparzwangs bis heute nicht eröffnet werden konnte. Exemplarisch steht dieser Ort für den Dialog zwischen Athen und Kassel, wo ab dem 10. Juni die Sammlung des Hauses erstmals im Fridericianum gezeigt werden soll. Währenddessen wird das EMST ausschließlich documenta-Kunst zeigen.

Die rund 40 Spielorte in Athen laden die Besucher gleichzeitig auch auf eine Entdeckungstour durch die Stadt ein. Im Mittelpunkt sollen hierbei nicht nur die großen Veranstaltungsorte stehen, sondern auch kleine Plätze und Orte abseits des Tumults. Ein Besuch der documenta in Athen ist somit kein reines Kunsterlebnis, sondern auch eine topografische Erkundung dieser vielfältigen Stadt.

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